Wie die Vroni zum Franz wurde, oder: Wie man eine Marke solide bettet
Vroni Hackl habe ich bei einer IHK-Veranstaltung in München kennen gelernt. Da wurde sie als Vorbildunternehmerin ausgezeichnet. Ganz bescheiden trat sie dort auf, so als wäre ihr der Rummel um sie und ihr kleines Schreinerei-Unternehmen aus dem Bayerischen Wald fast schon ein bisschen peinlich. Die Zeitungsberichte, die schon über sie geschrieben wurden, den Bericht des Bayerischen Fernsehens oder – top of the top – der Besuch bei Kanzlerin Angela Merkel: All das ist für die Vroni „a super Sach“ gewesen. Stolz ist sie aber vor allem auf das, was sie und ihre Mitarbeiter in den letzten Jahren auf die Beine gestellt haben – auf eine bodenständige, ehrliche und sozial engagierte Art. Denn das ist ihr sehr wichtig.
Dabei hat alles mit einer verrückten Idee angefangen, gepaart mit dem Wunsch, auch gesellschaftlich und ökologisch etwas zu bewirken. Heute ist Vroni Hackl Geschäftsführerin eines kleinen aber feinen Schreinereibetriebs für individuelle Betten. Und sie heißt nicht mehr Vroni, sondern Franz. Wie alle, die bei „Franz der Bettenbauer“ arbeiten. Das sind nicht nur gestandene „Woidler“ (Eingeborene aus dem Bayerischen Wald ;-), sondern auch und ganz bewusst Flüchtlinge.
„Franz der Bettenbauer“ ist ein Lehrstück, um zu zeigen, wie wichtig es gerade für kleine Unternehmen ist, ihre Marke zu finden und auf ein solides Fundament zu stellen.
Dazu gehören auch die Fragen:
- Wer bin ich?
- Wofür stehe ich?
- Was ist meine Mission und Vision?
- Wer sind eigentlich meine Kunden?
- Was unterscheidet mich von Anderen?
- Warum sollten Kunden bei mir kaufen?
Vroni und ihr Team haben sich genau darüber von Anfang an Gedanken gemacht. Deshalb ist auch eine ganz besondere, einzigartige Marke entstanden, die ihre Kunden magnetisch anzieht.
„Franz der Bettenbauer“ zeigt, dass man nicht groß sein muss, um eine Marke zu werden. Aber man braucht Visionen, Begeisterung und Geduld – und dass man sich selbst nicht immer so wichtig nimmt, würde die Vroni noch hinzufügen.
Ich hatte kürzlich Gelegenheit, mit Vroni ein Interview zu führen, das Ihr hier nachlesen könnt.
Im Gespräch mit einer Marke – Vroni Hackl von „Franz der Bettenbauer“
(Das Interview wurde in Bayerischer Mundart geführt und um des Verständnisses wegen ins Hochdeutsche übertragen ;-))))
Liebe Vroni, wie kam es eigentlich zur Gründung von Franz der Bettenbauer?
„Nach unserer Hochzeit haben mein Mann und ich nach einem Bett für unser Schlafzimmer gesucht, aber einfach nicht das Richtige gefunden, also ein Bett, das genau unseren Vorstellungen entsprach. Deshalb haben wir uns an einen befreundeten Schreiner gewandt, der uns ein Modell nach unseren Wünschen entwarf. Diese Idee mit dem individuellen Möbel hat mich sofort begeistert. Mir sind gleich ganz viele Gedanken durch den Kopf geschossen. Dass so etwas doch eine Idee für etwas Größeres sein könnte. Zusammen mit dem Schreiner haben ein paar Freunde und ich einen Businessplan entworfen – für eine Firma für individuell zusammenstellbare Betten aus ökologischen Materialien. Und ziemlich schnell war unsere Firma dann einfach da und unser Team an Schreinern, Designern und Auszubildenden komplett. Unsere Begeisterung war wohl ansteckend!“
Wie seid Ihr denn auf diesen verrückten Namen für Eure Firma gekommen?
„Auch das ist ziemlich schnell gegangen. Eigentlich war das aus einer Gaudi heraus. Wir haben rumgeblödelt, sind auf Bettenbauer und – was soll auch sonst schon kommen – Franz gekommen. Aus rechtlichen Gründen heißt unsere Firma Franz der Bettenbauer. Mit Fußball haben wir nämlich gar nichts am Hut. Übrigens sind wir alle ausnahmslos ‚der Franz‘ und kommunizieren als solcher auch mit unseren Kunden. Das ist irgendwie persönlicher und verringert die Distanz. Bodenständig ist es auch.“
Vor welchen Problemen seid Ihr bei der Gründung gestanden?
„Wir produzieren rein handwerklich. Das hat natürlich seinen Preis. Und das wiederum ist über den Handel, also die Möbelhäuser mit ihren hohen Margen, nicht zu bewerkstelligen. Deshalb haben wir uns für den reinen Direktverkauf entschieden, auch wenn das ein langsameres Wachstum bedeutet.“
Was verstehst Du unter einer Marke?
„Eine Marke zu sein, ist für uns etwas ganz Wichtiges – vor allem als kleines Unternehmen im Dunstkreis der großen Möbelketten. Wir haben zwar nicht das gleiche Budget wie die, aber dafür haben wir die besseren Geschichten. Die verbreiten wir auch. Vor allem über die Presse und über die sozialen Medien. Als Marke haben wir etwas zu erzählen und erzeugen damit langfristig eine emotionale Bindung zu unseren Kunden. Und die wiederum haben uns eine Menge zu erzählen. Über ihr Familienleben oder ihren Urlaub zum Beispiel. Wir sind also ganz nah dran an unseren Kunden und ihrem Leben. Viele davon sind echte Fans von uns. Wir haben zum Beispiel Kunden, die uns immer wieder um Info-Materialien bitten, damit sie für uns Werbung machen können. Besser kann es nicht laufen, oder?“
Eure Firma hat auch ethisch hohe Ansprüche. Für was steht Ihr?
„Wir stehen für Offenheit, Spaß, Sich-nicht-so-ernst-Nehmen, ökologisches Bewusstsein, Vielfalt und Integration, Regionalität und Ehrlichkeit. Wir versetzen uns immer in die Lage unserer Kunden und nehmen sie und ihre Wünsche ernst. Das Persönliche ist uns extrem wichtig. Bei uns ist keiner zu viel oder zu wenig. Wir funktionieren so gut, weil wir unterschiedlich sind und uns ergänzen. Und wir wissen, dass wir uns hundertprozentig aufeinander verlassen können.“
Was ist Eure Vision bzw. Mission?
„Unsere Vision ist, nicht nur unser Möbelsortiment zu erweitern. Wir wollen auch mehr Schreiner, mehr Flüchtlinge und Behinderte in unserem Betrieb aufnehmen. Unseren Gedanken, unsere Werte noch mehr nach außen zu tragen und zu verbreiten, das ist uns sehr wichtig. Und wir wollen Anderen zeigen, dass es sinnvoll ist, ein Unternehmen nachhaltig aufzubauen, es organisch wachsen zu lassen. Es ist nicht gut, überhitzt zu agieren und nur an morgen und nicht auch an übermorgen zu denken. Weil wir eine Verantwortung haben.“
Was bedeutet es für Dich, authentisch zu sein? Wie dürckt sich das bei Euch aus?
„Ich kann – glaube ich – gar nicht anders als authentisch sein. Und so ist das auch mit dem Franz. Er erzählt einfach seine Erlebnisse – als Person und Persönlichkeit. Und er lässt unsere Kunden daran teilhaben.“
Das Thema Heimat spielt bei Euch eine große Rolle. In welcher Form?
„Heimat spiegelt sich bei uns fast überall wider. Unsere erste Website war nur auf Bayerisch geschrieben. Jetzt gibt es auch eine Version auf Hochdeutsch. Aber wir stehen zum Bayerischen. Für unsere Betten verwenden wir ausschließlich heimische Hölzer. Auch das ist ein regionaler Bezug von uns. Über die Arbeit mit Geflüchteten lerne ich jeden Tag Neues über meine Heimat – meine eigene Identifikation, aber auch über (vermeintliche) Vorurteile.“
Euer Betrieb fördert die Integration von Flüchtlingen. Das ist Teil Eurer Marke. Warum und auf welche Weise macht Ihr das?
„Ich selbst arbeite in meinem Zweitberuf bei einem interkulturellen Beratungshaus. Daher kenne ich die Flüchtlings-Problematik ganz hautnah. Bei Franz der Bettenbauer bieten wir Geflüchteten eine Ausbildung zum Schreiner an. Das ist uns wichtig als offenes Unternehmen, das ganz bewusst auf Integration als Markenwert setzt.“
Was würdest Du sagen ist das Besondere an „Franz der Bettenbauer“?
„(Lacht) Da sagt jeder von uns im Betrieb etwas Anderes: Ein interkulturelles Meisterwerk, schadstofffreie Möbel, einmaliges Design und perfekte Verarbeitung. Vielleicht kann man sagen, Franz der Bettenbauer ist in jeder Hinsicht ‚a runde Sach'“.
Ganz lieben Dank, Vroni, für das Gespräch!
Wenn Ihr noch mehr über „Franz der Bettenbauer“ erfahren möchtet, schaut doch mal auf der Website vorbei: www.franz-bettenbauer.de
Und wenn Ihr wissen wollt, wie auch Ihr eine Marke werden könnt, dann vereinbart ein kurzes, kostenfreies Schnuppercoaching bei mir.
Wer bloggt hier?
Ursula Paulick
Markenbildnerin
Ich unterstütze Unternehmer(innen) dabei, ein einzigartiges Profil zu entwickeln, mit dem sie sich vom Wettbewerb klar abheben. Sie erfahren von mir, wie sie mit einem unverwechselbaren Premium-Angebot eine Nische schaffen und genau die Kunden anziehen, die sie auch wirklich anziehen möchten – und zwar ohne lästige Kaltakquise und ohne marktschreierische Werbung. Sie wissen, was sie tun müssen, um hohe Preise zu erzielen und ihr Unternehmen nach vorne zu bringen.