Im stillen Kämmerlein wird man nicht zur Marke, ganz klar. Man muss schon sichtbar werden und sich zeigen, wenn man gefunden und wiedererkannt werden möchte. Aber wie sichtbar sollte man sein und vor allem, wie viel möchte man von sich preisgeben?

Gerade (Solo-)Selbständige stellen sich häufig die Frage. Denn schließlich fließen hier das persönliche und das unternehmerische Profil meist ineinander. Das wiederum kann von Vorteil sein, denn durch nichts ist man mehr unterscheidbar von den Mitbewerbern als mit der eigenen Person.

„Ich biete Personal Training in München an und bin seit 15 Jahren im Geschäft. Mehr brauchen doch meine Kunden nicht über mich zu erfahren. Als Privatperson möchte ich außen vor bleiben. Möglicherweise mache ich mich sonst angreifbar,“ hat eine Kundin mal zu mir gesagt.

Ich kann diese Angst verstehen, zu viel von sich selbst preiszugeben und zu einer öffentlichen Zielscheibe zu werden. Nur, das was Kunden an uns interessiert, ist in erster Linie unsere Persönlichkeit, denn unser Angebot ist – ehrlich gesagt – meist austauschbar.

Wie aber findet man hier die richtige Balance?

Privates und Persönliches sind zwei paar Stiefel

Es gibt Dinge, die sind wirklich privat und sollen es auch bleiben. Welche das sind, entscheidest Du selbst. Bei mir sind das die Kinder oder meine Beziehung. Denn die haben mit meiner Arbeit nichts zu tun.

Andere Dinge sind persönlicher Natur und betreffen zum Beispiel…

  • meine Werte, das was mir wichtig ist und auch in meine Arbeit, in meine Kundenbeziehung einfließt.
  • die Inhalte, die mich interessieren und über die ich gerne spreche.
  • meine Sicht auf die Dinge und die Haltung zu bestimmten Fachthemen, die ich zeige, wenn ich mit anderen diskutiere.
  • meine Herangehensweise an Themen.
  • meine Art zu arbeiten, nämlich strukturiert und dennoch kreativ.
  • meine Sprechweise und die Tonalität meiner Texte.

Mit all diesen Dingen kann man Persönlichkeit transportieren. Und genau diese persönliche Note ist das Salz in der Suppe.

Wie Du siehst, ist es gar nicht nötig, private Dinge nach außen zu tragen. Persönlichkeit zeigen, funktioniert ganz ohne den Zwang, die „Hosen runterzulassen“ oder sein Innerstes nach außen zu kehren. Überlege Dir einfach, welche Dinge Du auf Deiner Website oder in den Social Media öffentlich machen willst und welche nicht. Gewähre Deinen Kunden einen Einblick, um Dich besser kennen zu lernen – gerade so weit, wie es Dir angenehm ist.

Zwei Beispiele aus meinem Arbeitsalltag

Beispiel 1: Beraterin für Angehörige von Demenzkranken

Das Problem der Demenz-Erkrankungen ist zwar mittlerweile in aller Munde, dennoch ist es immer noch sehr schambehaftet. Nicht nur der Leidensdruck der Betroffenen, sondern auch ihrer Angehörigen ist groß. Irgendwann kommt der Punkt, an dem diese auch für sich Unterstützung benötigen.

Zu welcher Beraterin würden sie wohl eher gehen:

Zu Frau A, die alle Qualifikationen als soziale Beraterin (inkl. Zertifikate) auf ihrer Website aufweist und mit schicken Hochglanzfotos aus der Datenbank für sich wirbt.

oder

zu Frau B, die nicht nur fachlich qualifiziert ist, sondern auch Erfahrungen mit der Pflege ihrer demenzkranken Mutter hat. Sie schreibt in ihrem Blog darüber, welche Probleme das mit sich bringt und in welche emotionalen Krisen einen das stürzen kann. Sie erklärt auf ihrer Website, warum sie sich genau für ihre Tätigkeit entschieden hat und was ihr bei ihrer Arbeit wichtig ist.

Beispiel 2: Trainingsleiter für LKW-Sicherheit

Sicherheitstrainings für LKW-Fahrer werden vom TÜV, der Dekra und anderen großen Firmen angeboten – Pflichtkurse, an denen die Fahrer meist nur ungern teilnehmen. Da aber kommt es auf den Anbieter an. Gehen sie wohl lieber zu:

Trainingsleiter A: Er bietet standardisierte Kurse an mit Trainingsleitern, die jeden Tag das gleiche Programm abspulen. Sie kommen meist nicht selbst aus der Praxis und können nur selten mit den LKW-Fahrern auf Augenhöhe kommunizieren können.

Trainingsleiter B: Er saß selbst viele Jahre mit Leidenschaft auf dem Bock, bis ihn ein Bandscheibenleiden zwang, den Beruf aufzugeben. Er spricht nicht nur die Sprache der LKW-Fahrer, sondern weiß genau, wo bei ihnen der Schuh drückt. Mit ihnen teilt er seine Leidenschaft fürs Fahren und zeigt das auch auf seinem Facebook-Profil.

Unterschied gemerkt?

Überlege, wie Du Deine Persönlichkeit am besten zum Ausdruck bringst und Dich mit ihr sichtbar machst – und zwar auf allen Marketingkanälen.